
Dr. med. dent. Evelyn Kösters, Zahnärztin für Kinderbehandlungen
MIH ist eine Mineralisationsstörung, die die ersten bleibenden Backenzähne und die bleibenden Schneidezähne vor allem im Oberkiefer betrifft.
Die Ausprägung und das klinische Bild sind verschieden. Die Zähne zeigen weiß-gelbliche bis gelb- braune Opazitäten, bis hin zu schwersten Hypomineralisationen mit abgesplitterten oder fehlenden Schmelz- und/oder Dentinarealen. Je nach Schweregrad können einzelne Höcker bis hin zur gesamten Zahnoberfläche betroffen sein. Die Ursache ist die fehlerhafte Einlagerung von Kalzium und Phosphat wodurch die Mineralisation gestört wird.
Aufgrund von fehlenden Schmelzarealen reagieren betroffene Zähne sehr empfindlich auf chemische, thermische und mechanische Reize, wodurch die tägliche Mundhygiene erschwert wird. Hinzu kommt die poröse Oberflächenstruktur eines hypoplastischen Bereichs, was die Anlagerung von Plaque nochmals begünstigt. Die verminderte
Mundhygiene und die erhöhte Plaqueakkumulation begünstigen die Entstehung von Karies erheblich.
Ursachen:
Der Ursachenkomplex ist bisher noch nicht abschließend geklärt.
Die Störung des Stoffwechsels muss in der Entwicklungszeit des Zahnschmelzes geschehen. Bei den Schneidezähnen handelt es sich da um die Zeit vom 3 Lebensmonat bis zum etwa 5. Lebensjahr und bei den ersten Molaren vom 8. Schwangerschaftsmonat bis zum etwa 4. Lebensjahr. Vor allem die ersten 10 Lebensmonate sowie die Zeit zwischen dem 2. und 5. Lebensjahr sind sehr kritisch für Stoffwechselstörung.
Mögliche Ursachen:
Pneumonie
Hohes Fieber
Hochdosierte Antibiotikagabe
Störung im Mineralhaushalt
Dioxin oder polychloriertes Biphenyl in der Muttermilch und
mehr als neun Monate langes Stillen
Frühgeburt und Sauerstoffmangel bei der Geburt oder später
Respiratorische Erkrankungen in der frühen Kindheit (Asthma bronchiale, rezidivierende bronchitiden)
Infektionskrankheiten wie Diphterie, Scharlach, Mumps und Masern während der ersten drei Lebensmonate
Therapie
Die Behandlung erweist sich oftmals als problematisch, da die Zähne sehr heiß- und kaltempfindlich sein können. Es wird bereits beim Durchbruch der Zähne über Empfindlichkeit und Schmerzen berichtet. Aufgrund der daraus resultierender schlechter Mundhygiene kommt es in kürzester Zeit zu starken Substanzverlust und schnell voranschreitender Karies.
Die Grundlage jeder Behandlung ist die Intensivprophylaxe, die Zahnreinigung, Applikation von Fluoridlacken und die häusliche Anwendung eines Fluoridgels.
Bei starker Hypersensibilität kann eine Versieglung mit einem Dentin- und Schmelzbonding erfolgen.
Größere Defekte werden je nach Kooperationsbereitschaft mit einem Glasionomerzement oder einem Komposit versorgt.
Ist der Substanzverlust gravierend, können die Zähne erstmal mit konfektionierten Stahlkronen versorgt werden. Nach Abschluss des Kieferwachstums findet die Versorgung mit Vollkeramikkronen statt.
Manchmal sind die Sechs-jahr-Molaren so stark zerstört, dass ein Erhalt nicht mehr möglich ist. In diesem Fall kann, in Zusammenarbeit mir einem Kieferorthopäden, durch die Entfernung der betroffenen Zähne und die Einstellung der Siebner die Zahnreihe lückenfrei erhalten werden.
Die Schmelzdefekte an den Frontzähnen sind meist weniger start ausgeprägt und stellen primär ein ästhetisches Problem dar. Sie können bei Bedarf mit Komposit oder einem Keramik- Veneer gedeckt werden.